Um den Thermomix bin ich schon länger immer mal wieder geschlichen und habe überlegt ob ich ihn brauchen könnte und ob er mir das Geld wirklich wert ist. Vorwerkt ist ja immer ein spezielles Thema. Die einen lieben es und die anderen können nicht verstehen warum man sich sowas freiwillig ins Haus holt. Wenn man im Internet versucht neutrale Hinweise auf Vor- und Nachteile zu finden stößt man häufig nur aus Grundsatzdiskussionen in denen die einen das Gerät als „Wunderkessel“ oder „EiermilchlegendeWollsau“ preisen und die anderen so tun, als ob nur totale Idioten und Kochmuffel sowas freiwillig kaufen können. Für mich völlig unverständlich. Es geht um ein Küchengerät und nicht um eine Lebensentscheidung.
Um einen ersten Eindruck zu bekommen habe ich mir vor ca. 2 Jahren den alten Thermomix der Oma für einige Wochen ausgeliehen und schon da bemerkt, dass er praktisch ist. Damals habe ich vor allem Zabaglione und Suppe mit dem Gerät gemacht. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht bereit um die 1000€ für ein Küchengerät auszugeben.
Seit 6 Monaten habe ich dann angefangen mich genauer zu informieren und dann eine der „berühmten“ Vorführungen besucht. Das ist für mich auf jeden Fall eher ein Nachteil des Geräts. Man bekommt es nur über eine „Party“ zu der man Freunde einladen muss die auch potentielle Käufer sind. Wir haben die Party im Familienkreis gemacht. Oma, Schwiegeroma und Schwesterchen. So war es recht nett und die Thermoverkäuferin hat sich auch wirklich Mühe gegeben. Ehrlicherweise ist es schon praktisch, dass man das Gerät vor dem Kauf wirklich ausprobieren kann. ABER um den Verkaufsvortrag kommt man nicht herum. Wir haben also einen Abend einiges ausprobiert und dann war für mich klar ich will ihn haben.
Und seit Anfang der Woche ist er in unsere Küche eingezogen und ich habe ihn einem Härtetest im Dauerkochen und Dauerbacken unterzogen. Für mich war jetzt vor allem spannend, ob er wirklich die Vorteile hat die ich mir erhofft habe.
Mein erstes Fazit nach einer Woche:
Es ist ein tolles Gerät, dass mir als berufstätige Mutter Zeit schenken kann. Abends ein schnelles Abendessen mit dem Varoma zaubern und in der Zeit mit den Kids spielen, in kurzer Zeit einen Salat oder Dip für Kiga/Schule fertig machen und mitbringen, den Kids gesunde Zwischenmahlzeiten (Smothie oder Obstmus) bereiten und das alles ohne lange Vorbereitung. ABER es wird bestimmt nicht alle meine anderen geliebten Küchengeräte überflüssig machen. Es ist ein tolles Hilfsmittel nicht mehr aber auch nicht weniger. Und hier ein paar erste Eindrücke im Detail:
1) Gerichte zubereiten die sonst viel Arbeit sind
Ja kann er und wir haben es auch schon ausprobiert. Die selbstgemachte Zabaiglone und Sauce Hollandais sind traumhaft und auch Vanillepudding ohne Chemie und Milchreis ohne Anbrennen sind schnell und einfach gelungen. Solche Gerichte konnte ich zwar auch schon vorher selbst herstellen, ABER im Alltag fehlt mir dafür häufig die Zeit und Lust. Jetzt werfe ich einfach alle Zutaten in meinen Thermi und nach ein paar Minuten ist alles fertig. Hier liegt für mich ein großer Vorteil gerade wenn man gerne aufwendig kocht. Ich habe mit dem Thermi praktisch eine 5 Kochplatte und kann bei einem großen Menue die Suppe und/oder den Nachtisch ohne große Mühe parallel zubereiten.
Als nächstes werden wir wohl Aioli und Risotto ausprobieren.
2) Dank Varoma kann man in 30 Minuten ein ganzes Essen für 2 Erwachsene (gute Esser) und 2 Kinder auf den Tisch bringen.
Hier war ich ja besonders skeptisch. Erstens weil wir gerne große Potionen essen und vor allem weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass es wirklich gut schmeckt alles nur zu dämpfen. Aber auch hier hat er bisher wirklich gute Arbeit geleistet. Wir haben schon 2x Hackbälchen mit Reis/Kartoffeln und Gemüse gemacht und es war sehr gut. Gedünstetes Huhn war auch gut und Fisch steht für nächste Woche auf dem Plan. Der Vorteil ist eindeutig dass man wenn das Gerät befüllt ist für 20-30 Minuten nichts mehr machen braucht und genug Zeit hat mit den Kids in Ruhe die Hausaufgaben zu kontrolieren oder eine Runde zu spielen. Wenn man möchte kann man auch fast die gesamte Vorbereitung (zerkleinern, anbraten ….) mit dem Thermi machen und spart daher beim Abwasch. Wobei wir eine Spülmaschine besitzen und der Varome dort mindestens soviel Platz einnimmt wie 2-3 kleine Töpfe.
Für mich wird er wohl vor allem Abends nach der Arbeit im Einsatz sein, wenn ich lieber noch Zeit mit den Kids verbringe als in der Küche zu stehen, oder wenn noch andere Aufgaben nebenbei erledigt werden können. Am Wochenende werde ich wahrscheinlich auf Dauer eher „klassisch“ kochen, weil ich das Rühren und beobachten bei genug Zeit als Entspannung empfinde.
Die Werbung mit 20 Minuten und fertig ist jedoch geschönt, denn schälen und vorbereiten muss man das Essen natürlich immer noch, ich werde aber auch mal probieren wie es mit TK- Gemüse klappt, dann geht es vielleicht sogar noch schneller.
3) Gesünder und frischer kochen
Auch das klappt bisher recht gut. Wir sind alle keine großen Obstesser und mit dem Thermi kann man hervorragende Smothies zubereiten. Hier werde ich auf jeden Fall schwach, weil ich diese sehr gerne trinke. Und die Kinder sind auch eher dazu zu bewegen 1 kleines Glas Smothie zu trinken als 1-2 ganze Obststücke zu essen.
Man kann auch Rohkost und ähnliches mit dem Gerät machen, hier habe ich bisher nur 1x Salat aus Rote-Bete und Schafskäse gemacht. War super, aber ich glaube realistisch nicht, dass wir jetzt zum Rohkostfans werden, aber es geht deutlich schneller und so zählt zumindest die Ausrede „keine Zeit zum schnippeln“ nicht mehr.
Und für mich ein riesen Vorteil, gerade die beliebten Events in Schule und Kiga zu denen alle Eltern einen Salat mitbringen sollen werden hier deutlich entspannter. Einfach Zutaten in den Topf kurz mixen und fertig. So hat man in unter 5 Minuten einen Rohkostsalat oder einen Dip zu mitbrigen. Und nie mehr ein schlechtes Gewissen „nur etwas fertiges“ mitzubringen.
4) Günstiger kochen
Klappt nur sehr bedingt, weil man für leckeres Essen eben auch gute Zutaten braucht. Wenn ich die Preise für Obst und fertige Smothies vergleiche spare ich nicht wirklich viel und auch bei vielen anderen Gerichten ist der Effekt eher gering. Aber das war auch nicht wirklich meine Erwartung. Nur die Rechnung auf den Parties wieviel man pro Monat sparen kann und damit die angebotene Finanzierung „kein Problem“ ist finde ich gefährlich. Hier wird Leuten etwas verkauft für das sie eigentlich kein Geld haben. Und auf Dauer wird man wohl auch kaum komplett vom Herd auf den Thermi umsteigen. Daher keine Wunder bezüglich des Ersparnis erwarten. Am ehsten spart man wohl beim Brot backen, aber da anschließend im Ofen gebacken wird ist auch hier der Strom im Vergleich zum Backautomaten höher.
5) Andere Geräte ersetzen oder überflüssig machen
Wenn man noch nich viel Küchenausstattung hat kann der Thermomix sicher die Anschaffung einiger Geräte ersetzen, ABER wer hat schon Anfang 20 soviel Geld übrig um ein solches Gerät zu kaufen. Und er kann zwar vieles, aber bestimmte Dinge gehen mit anderen Geräten doch noch besser.
Er ersetzt für mich ziemlich perfekt:
– Kaffeemühle wenn man nicht gerade für einen Siebträger mahlen möchte. Für Esspressokanne und aufbrühen von Hand ist es prima.
– Eine Getreidemühle wenn man nur gelegentlich mal ein paar Körner mahlen möchte. Er kann aber natürlich keine Flocken und ähnliches.
– einen Brotbackautomaten wenn man die etwas höheren Kosten durch das Backen im Backofen in Kauf nimmt.
– einen Multizerkleinerer um Kräuter, Zwiebeln und Nüsse …. zu zerkleinern.
– Einen Mixer für Shakes und Suppe
– Einen Dampfgarer wenn man nur für 1-4 Personen als Beilage garen möchte. Mit einem Einbaugerät das auch Dampfbacken kann ist er natürlich nicht zu vergleichen.
Nur bedingt ersetzt er:
– Eine echte Küchenmaschine. Da Sahne schlagen, Teig kneten und ähnliches zwar möglich sind, aber entweder kompliziert oder nur in kleinen Mengen (bis 500g Mehl). Wenn man nur hin und wieder für einen Kuchen einen Teig machen möchte ist der Thermi sicher ok, aber wer regelmäßig mit mehreren Schüsseln an der Küchenmaschine arbeitet müsste sich umstellen.
– Eine Eismaschine ist er nicht. Man kann zwar Eis machen, aber das geht mit meiner Eismaschine der Küchenmaschine deutlich einfacher und schneller. Aber auch hier wer nur ab und zu mal diese Funktion nutzt wird zufrieden sein.
– Einen Pürierstab, da man nicht mal eben im Topf etwas pürieren kann.
6) Suppe kochen
Hier kommt es auch darauf an, was man machen möchte. Er kann ca. 2 Liter Suppe mit sehr wenig Vorbereitung in kurzer Zeit allein Kochen und nach Bedarf auch gleich pürieren. Ich habe schon Gemüsesuppe und Hühnersuppe (war überrascht das es geht) ausprobiert und war sehr zufrieden. Besonders die Hühnersuppe aus Flügeln war in einer Stunde fertig und ist super als Notfallrezept bei Grippe. Nur eben das Gemüse zerkleinern (inkl. schälen vielleicht 10 Minuten) und dann mit Wasser, Gewürzen und Fleisch für 1 Stunde kochen lassen und fertig. In der Zeit kann man schon wieder mit Fieber ins Bett 🙂
Wenn ich aber Rinderbrühe auf Vorrat kochen möchte, werde ich wohl auch weiterhin meinen 12l Topf auf dem Herd nehmen damit sich der Aufwand lohnt. Aber für die schnell Suppe zwischendurch ist er super.
8) Backen
Da wir einen Brotbackautomaten und eine gute Küchenmaschine besitzen habe ich die Teigfunktion eigentlich nicht als besonders wichtig empfunden.
ABER Brötchen aus dem Thermi sind die Entdeckung der Woche für mich. Super lecker und vor allem extrem schnell fertig. Während unser Backautomat immer mindestens 2 Stunden braucht um einen Teig zu produzieren kann man im Thermomix in 3 Minuten Hefeteig herstellen der sofort in den Ofen kann. So ist es möglich Baguette und Brötchen in ca. 35 Minuten ofenfrisch auf den Tisch zu bekommen.
Brote werde ich wohl auch weiterhin eher mit dem Backautomaten und Fertigmischungen backen, aber für Sonntagsbrötchen oder Baguette zum Käsefondue ist der Thermis eine echte Alternative.
7) Sonstige Erkenntnisse:
– Er kann super Kochkäse produzieren
– dank diverser Brotaufstriche wird wohl unser Konsum von Wurst und Käse in den nächsten Wochen zurück gehen.
– man kann in 10 Minuten gebrannte Mandeln machen die auch unsere kleine Allergiehexe essen kann.
– Mandelmus das es sonst nur im Reformhaus gibt ist in 30 Minuten selbst gemacht und schmeckt mit Honig und Butter super auf Brötchen
– Wenn er unter Küchenschränken steht mus man aufpassen, da im Kochmodus viel Dampf austritt und das Funier angreifen kann
– Die integrierte Waage ist praktisch, aber nicht so genau wie eine klassische Küchenwaage. Aber bisher hat es vom Ergebniss immer gepasst.
– Die Reinigung ist überraschend einfach wenn man wirklich direkt nach dem Kochen den Topf mit Spüli für 30 Sekunden laufen läßt und am Abend alles 1x in die Spülmaschine packt.
– Man muss sein Einkaufsverhalten umstellen. Wir brauchen zur Zeit sehr viel mehr: Butter, Eier, Schmand, Mehl, Gemüse und ähnliche Basics und dafür weniger noch Aufschnitt, fertig Produkte ….
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